Klimaschutz für Göppingen

98 % der Treibhausgasemissionen Göppingens werden u.a. durch Mobilität, Wohnen oder Konsum verursacht. Diese können nur durch gemeinsames Handeln von Gemeinderat, Stadtverwaltung und Stadtgesellschaft reduziert werden, wobei sowohl der Bund als auch das Land Baden-Württemberg entsprechende Rahmenbedingungen schaffen müssen. Der Gemeinderat muss gemeinsam mit der Stadtverwaltung Grundsteine legen, die es den Bürgerinnen und Bürgern Göppingens ermöglichen, sich klimaschützend und ressourcenschonend zu verhalten. Nutzen auch Sie diese Möglichkeit, unsere Stadt dauerhaft lebenswert zu erhalten.

Stadtentwicklung und Stadtplanung

Die Stadtentwicklung befasst sich mit der räumlichen Entwicklung Göppingens, um die Lebensqualität in der Stadt zu erhöhen. So wurde Ende der 1990er Jahre das Konzept „Neue Mitte“ erstellt und die Stadtmitte 2002 zur Fußgängerzone umgebaut. Einige Jahre später erarbeiteten die Stadtgesellschaft, die Stadtverwaltung und die Kommunalpolitik das integrierte Stadtentwicklungskonzept Göppingen 2030. Dieses nennt zehn Leitlinien, die 2009 vom Gemeinderat als Grundsätze für die städtebauliche Entwicklung Göppingens beschlossen wurden. Hier finden sich bereits Punkte, die Auswirkungen auf das Stadtklima sowie den Klima- und Umweltschutz haben. Durch die Leitlinie „Flächen aktivieren: Innenentwicklung als Chance“ wird der Flächenverbrauch im Außenbereich begrenzt. Die Innenentwicklung stellt sicher, dass unversiegelte Versickerungsflächen auf Wiesen und Feldern sowie in Wäldern zur Verfügung stehen, auf denen sich Grundwasser erneuern kann. Auf den Feldern, Streuobstwiesen und Weiden kommt es nachts zudem zur Kaltluftentstehung, so dass von dort kühle Luft in die Stadt fließen kann – sofern Kaltluftschneisen nicht überbaut werden. So kann dem sog. städtischen Wärmeinseleffekt begegnet werden. Die Zehn Göppinger Leitlinien fordern überdies die Stärkung des Umweltverbundes bestehend aus Rad- und Fußverkehr sowie ÖPNV und damit eine nachhaltige Mobilität, welche Treibhausgasemissionen minimiert.

In den darauffolgenden Jahren rief die Stadt Göppingen das Innenstadtforum ins Leben, entwickelte den Masterplan Innenstadt, eine Gestaltungssatzung für den Stadtkern Göppingens und ein Farbkonzept für die historische Altstadt. Diverse Stadtentwicklungsprojekte bauten auf diesen Konzepten auf, so auch die Neugestaltung des Bahnhof-Umfeldes. Durch den neuen Bahnhofsplatz und die dortige Mobilitätsdrehscheibe soll die Attraktivität des Umweltverbundes gesteigert werden. Zur Förderung der Innenentwicklung und der Nachverdichtung wurde das Projekt „Göppinger Baulandstein“ ins Leben gerufen.

Maßnahmen

  • Entwicklung eines neuen Stadtentwicklungskonzeptes in den Jahren 2024-2025, das sowohl ein Mobilitätskonzept als auch das Thema Klimafolgenanpassung ganzheitlich betrachtet.
  • Entwicklung eines Hitzeaktionsplans bis 2025.
  • Planung eines nachhaltigen Baugebiets.
  • Ganzheitliche Entwicklung des Sanierungsgebiets Am Fischbergele.

Mobilitäts- und Verkehrsplanung

Die Stadt Göppingen hat es sich mit den zehn Leitlinien aus dem Stadtentwicklungskonzept Göppingen 2030 zur Aufgabe gemacht, den Umweltverbund zu stärken. So ist die Stadt Mitglied in der „Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg“ und hat neben dem Fahrradparkhaus am Bahnhof insgesamt 500 Fahrrad-Abstellanlagen in der Innenstadt geschaffen. Durch die Initiative RadKULTUR des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg konnte zudem ein elektrisches Lastenrad – das BarbaRössle – angeschafft werden, welches in der Fahrradreparaturwerkstatt für bis zu 3 Tage ausgeliehen werden kann. Weiterhin wurden über die Initiative RadKULTUR Baden-Württemberg zwei zusätzliche Fahrradreparatursäulen installiert, an denen Radfahrende kleinere Reparaturen am Fahrrad selbst vornehmen können. 2023 wurde vom Gemeinderat zudem das Radverkehrskonzept 2030 beschlossen, welches nun schrittweise umgesetzt werden soll. Zur Förderung des Radverkehrs organisiert die Stadtverwaltung die Teilnahme Göppingens an der Aktion „STADTRADELN“, um möglichst viele Menschen für das Radfahren zu begeistern.

Die Nahverkehrsplanung ist in Baden-Württemberg Aufgabe der Stadt- und Landkreise. Somit erstellt der Landkreis Göppingen den Nahverkehrsplan. Das erklärte Ziel Baden-Württembergs ist dabei die Verdopplung der Fahrgastzahlen im öffentlichen Verkehr bis 2030 im Vergleich zu 2010. Zur Unterstützung dieses Ziels führte die Stadt Göppingen 2021 das VVS-Stadtticket ein, welches kein Regeltarifangebot ist.

Die Stadt Göppingen förderte früh die E-Mobilität. So wurde von 2012 bis 2015 das vom Bundesministerium für Verkehr und Digitale Infrastruktur geförderte Projekt „Elektromobilität im Stauferland“ (EMiS) durchgeführt. Die 13 im Rahmen des Projektes aufgestellten Ladestationen in Göppingen wurden nach Projektende von der EVF übernommen. Anfang 2023 wurden im Zuge des Programms „Modellregion für Nachhaltige Mobilität“ des Verbands Region Stuttgart drei neue E-Carsharing-Stationen am technischen Rathaus in der Nördlichen Ringstraße, am Bezirksamt in Holzheim und am Bahnhof in Faurndau eröffnet. Als Lösung für die sog. „Letzte Meile“ wurde ein Leih-E-Scooter System in Göppingen etabliert.

Für Autos stehen in der Stadt Göppingen sieben öffentliche Parkhäuser und rund 850 innerstädtische, oberirdische Parkplätze zur Verfügung, für die ein einheitliches Parkierungskonzept vorliegt. Um den Parksuchverkehr zu minimieren, leitet der ausgewiesene Parkhausring den Einkaufsverkehr zu den verschiedenen Parkmöglichkeiten.

Maßnahmen

Landschaftsplan, Grünordnungsplan, Naturschutz und Landschaftspflege

Die Stadt Göppingen besitzt rund 700 ha Wald, betreibt einen eigenen Waldwirtschaftsbetrieb und hat das Forstamt des Landratsamtes Göppingen mit der forstlichen Betreuung beauftragt. In der sog. Forsteinrichtung wird ein Maßnahmenkatalog für die nachhaltige Waldbewirtschaftung festgelegt, welcher regelmäßig durch das Regierungspräsidium Freiburg geprüft wird. Die letzte Prüfung fand 2021 statt. Die Stadt Göppingen forstet aktuell eine Wiese am Eichert auf, um für jedes Neugeborene in Göppingen einen Baum zu pflanzen.

Die landwirtschaftlichen Flächen werden von Seiten der Stadt vorrangig an Göppinger Landwirte verpachtet. In den vergangenen Jahren wurde eine Zusatzvereinbarung mit den Pächtern geschlossen, welche die Nutzung von Glyphosat und Neonicotinoiden auf den städtischen Flächen verbietet.

Die Stadt Göppingen wurde als Pilotkommune des Landkreises ausgewählt und hat im September 2022 ein Biotopverbundkonzept fertiggestellt. Jährlich sollen nun Maßnahmen aus der Biotopverbundplanung umgesetzt werden. Die Stadt ist zudem Mitglied im Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e. V.“, wobei die Vision einer grünen Kommune als hochwertiger Lebensraum für Menschen, Tiere und Pflanzen verfolgt wird. Das 1990 eingeführte Extensivierungsprogramm Bezgenriet ist zum Jahresende 2020 eingestellt worden. Allerdings fördert die Stadt gemeinsam mit verschiedenen Kooperationspartnern den Erhalt der Streuobstwiesen, z.B. durch den jährlichen Verkauf von Streuobstbäumen.

Die Stadtverwaltung ist zuständig für die Grünflächen innerhalb des Siedlungsgebietes. Bei der Anlage von Grünflächen und Spielplätzen werden Baumstandorte wo immer möglich optimiert. Zusätzlich wird teilweise bereits berücksichtigt, dass die Grünflächen als Wasserretentionsflächen bei starken Regenfällen dienen. Die Grünflächen im Stadtgebiet werden durch Baumpflanzungen miteinander vernetzt. Für die Bäume gibt es ein Baumkataster, das den jeweiligen Zustand der Bäume beinhaltet. Eine Baumschutzsatzung liegt für Göppingen nicht vor.

Maßnahmen

  • Fortschreibung der Forsteinrichtung bis 2026.
  • Erstellung eines Starkregenmanagements bis 2025.
  • Kontinuierliche Umsetzung der Biotopverbundplanung.

Wirtschaftsförderung und Tourismus – Planen und Beraten

Um den Wirtschaftsstandort zu stärken, unterstützt die Stadt Göppingen neue Gewerbeansiedlungen und arbeitet eng mit der Hochschule Esslingen – Campus Göppingen zusammen. Seit 2019 betreibt die Wirtschaftsförderung das Coworking Space CO.3 im Stauferpark. Neben einer Beteiligung an der „Modellregion Elektromobilität“ und dem interkommunalen EMiS Projekt wurde gemeinsam mit dem Landkreis das Netzwerk iEnEff (Initiative EnergieEffizienz für Unternehmen Landkreis Göppingen) ins Leben gerufen. Im Rahmen des HyStarter-Projektes wird nun gemeinsam mit dem Landkreis Göppingen am Thema Wasserstoff gearbeitet.

Durch Stadtmarketing und Förderung des Tourismus bewirbt die Verwaltung die Stadt mit ihren vielen Kultur-, Sport- und Freizeitangeboten. Bei der Bewerbung Göppingens auf Messen wie z.B. der CMT in Stuttgart wird auf nachhaltige Souvenirs und Printprodukte geachtet. Zudem beteiligt sich Göppingen an der BWegt Plus Kampagne: Auf der Website „erlebe-dein-goeppingen.de“ wird die Bahn als erste Anreiseoption aufgeführt

Maßnahmen

  • Themen Energieeffizienz, Klimaschutz und Klimafolgenanpassung fließen kontinuierlich in die tägliche Arbeit ein.

Motivieren und Beraten in institutionalisierten und außerschulischen Bildungseinrichtungen

In Göppingen gibt es verschiedene Nachhaltigkeits- und Klimaschutzangebote an den Schulen und in den Kitas, aber auch in außerschulischen Lernorten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Von 2001 an gab es an Göppinger Schulen ein Programm zum Energiesparen. Dieses Programm wurde durch das Förderprogramm „Göppinger Schulen für die EINE WELT“ abgelöst, welches fortlaufend weiterentwickelt wird.

Im Jahr 2022 wurden die Stadtverwaltung und alle städtischen Kitas als „Fairer-Träger“ bzw. „FaireKITA“ ausgezeichnet. Damit sind rund 66 % aller Kitas in Göppingen zertifiziert. Im Rahmen dieser Auszeichnung wurde zudem der Arbeitskreis „Nachhaltigkeit in der Kita“ ins Leben gerufen. Engagierte Erzieherinnen und Erzieher überlegen gemeinsam, wie das Thema Nachhaltigkeit stärker in der frühkindlichen Erziehung behandelt, aber auch in den Betrieb der jeweiligen Einrichtung einfließen kann.

Die Volkshochschule Göppingen und Schurwald als außerschulische Bildungseinrichtung für Jung und Alt befasst sich seit Jahren mit den Themen Klimawandel, Klimaschutz und Folgen des Klimawandels. So wird beispielsweise regelmäßig der Kurs klima.fit angeboten. Weiterhin ist Klimaschutz in verschiedenen Vorträgen präsent.

Als zentral gelegene Kultur- und Bildungseinrichtung leistet die Stadtbibliothek einen unverzichtbaren Beitrag in den Bereichen Nachhaltigkeit und Bildungsgerechtigkeit. Sie stellt derzeit über 1.300 Titel zum Themenkomplex „Klima und Umwelt“ bereit.

Die Ausstellung „Play by Rules – A Growing Exhibition“ der Kunsthalle befasste sich 2023 mit der Rolle der Medien. So fanden eine Audioperformance über Flüchtlingsrouten und Klimawandel am Mittelmeer sowie eine Veranstaltung mit Mitgliedern von Fridays for Future statt.

Das städtische Kulturprogramm bietet ein öffentliches Theater- und Konzertangebot, das Klimaschutz auf verschiedenen Ebenen berücksichtigt. So war 2023 mit dem Stuttgarter Kammerorchester das erste klimaneutrale Orchester Deutschlands in Göppingen zu Gast. Für das junge Publikum werden u.a. die Sternchenthemen des Bildungsplans von Baden-Württemberg aufgegriffen und auch Fragen des Klimaschutzes und der Nachhaltigkeit thematisiert. Außerdem initiierte und koordiniert die Stadtverwaltung das Kulturfüchse-Programm. Im Rahmen der Kinder-Uni werden Klimaschutz-Themen aufgegriffen.

Als außerschulische Lernorte vermitteln sowohl das Archiv als auch die verschiedenen Museen Einblicke in die Vergangenheit. Sie können die Stadtgesellschaft oder das Stadtbild der vergangenen Jahrzehnte rekonstruieren und im Falle des Naturkundlichen Museums sogar Auskünfte aus der Erdgeschichte geben.

Bei der Beleuchtung der Jugendmusikschule wird Wert auf Energieeffizienz gelegt. So erfolgt ein großer Teil der Raumbeleuchtung mittlerweile mit LEDs. Weiterhin ist der Standort der Jugendmusikschule räumlich ideal: Die Jugendmusikschule liegt in fußläufiger Entfernung zu vielen Schulen.

Maßnahmen

  • Klimaschutz wird als Thema in die Programme „FaireKITA“ und „EINE WELT“-Schulprogramm integriert und kontinuierlich dort bearbeitet.
  • Kontinuierliche Berücksichtigung des Themas Klimaschutz in den außerschulischen Bildungseinrichtungen und im Bereich Kultur.

Energie-, Wärme- und Wasserversorgung durch die Stadtwerke und die Energieversorgung Filstal (EVF)

Im Bereich der Wärme- und Energieversorgung hat die Stadt Göppingen 1999 insgesamt 55 Heizzentralen auf die Stadtwerke Göppingen und den Betrieb auf das Tochterunternehmen EVF übertragen. In wenigen Jahren wurden die Anlagen ertüchtigt, wobei die 1994 gegründete Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH (KEA-BW) den Prozess begleitete. In den folgenden Jahren wurden durch die Stadtwerke Wärmenetze errichtet. Im Oktober 2012 gründeten sechs Privatpersonen zusammen mit der EVF die unabhängige Energiegenossenschaft Filstal eG (EnGF).

Ein aktuelles Thema im Klimaschutz ist neben der nachhaltigen Versorgung mit Strom und dem damit verbundenen Ausbau der erneuerbaren Energien insbesondere die Wärmeversorgung durch erneuerbare Energiequellen. Die kommunale Wärmeplanung umfasst dabei eine Bestandsanalyse zum Wärmebedarf auf der Gemarkung Göppingens und der Versorgungsstruktur sowie die Entwicklung eines Zielszenarios.

Maßnahmen

  • Umsetzung und Fortschreibung der Kommunalen Wärmeplanung
  • Kontinuierlicher Ausbau der Erneuerbaren Energien zur Dekarbonisierung der Stromerzeugung.

Versorgung mit Wohnraum durch die Tochtergesellschaft Wohnbau GmbH (WGG)

Die Geschichte der Wohnbau GmbH reicht bis in das Jahr 1938 zurück, als sie von Wirtschaftsvertretern und der Stadtverwaltung als gemeinnütziges Unternehmen gegründet wurde.  Sie ist heute eine Tochtergesellschaft der Stadt Göppingen. Im Jahresbericht 2022 thematisiert die WGG den Klimawandel und die zunehmende Ressourcenknappheit. Auf der Website der WGG finden Mieterinnen und Mieter sowie alle Interessierten Informationen zu den Themen richtiges Heizen und Lüften, Wasser und Energie sparen. 

Maßnahmen

  • Kontinuierliche Umsetzung des für die WGG erstellten Klimafahrplans, um einen treibhausgasneutralen Gebäudebestand bis 2035 zu erreichen.

Eigenbetrieb Baulandentwicklung Göppingen (BEG) und Tochtergesellschaft Business Park Göppingen GmbH (BPG)

Der Eigenbetrieb BEG verwaltet das Gelände Stauferpark. Ein Aufgabenschwerpunkt ist hierbei die Entwicklung von Gewerbe- und Wohnbauflächen sowie die Abwicklung der hierfür notwendigen Maßnahmen zur Erschließung- und Vermarktung.

Die Tochtergesellschaft BPG ist im Stauferpark Eigentümerin mehrerer ehemals militärisch und nun gewerblich genutzter Bestandsgebäude und von zwei durch die Gesellschaft selbst errichteter Verwaltungsgebäude. Die BPG hat zuletzt das Boehringer Areal gekauft, das nun ebenfalls als Gewerbegebiet entwickelt werden soll. Durch die Vorgaben des Denkmalschutzes geschieht die Entwicklung im Bestand.

Maßnahmen

  • Erstellung einer Strategie für die nachhaltige Entwicklung des Stauferparks durch die BEG.
  • Erstellung einer Strategie für die nachhaltige Entwicklung des Boehringer Areals durch den BPG.

Kontakt

Dr. Sandra Teuber
Stabsstellenleitung

07161 650-3811
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Anschrift

Stadt Göppingen
Stabsstelle Klimaschutz
Nördliche Ringstraße 35
73033 Göppingen