Museumsgeschichte
Das Städtische Museum im Storchen ist seit 1949 in einer Adelsresidenz untergebracht, die 1536 vom Freiherren Hans von Liebenstein erbaut wurde. Damit strahlt das Gebäude eine beeindruckende Aura aus, ist es doch das älteste Fachwerkhaus der Stadt und gehört somit zu den unübersehbaren und reizvollsten Häusern der Göppinger Innenstadt. Über zweihundert Jahre residierten hier die Nachkommen der Liebensteiner, bevor sie das Haus 1781 an den Amtsarzt Dr. Gottlieb Friedrich Oetinger verkauften.
Ungemeines Glück hatte der neue Besitzer, als nur ein Jahr später über 347 Gebäude dem berühmten Göppinger Stadtbrand zum Opfer fielen, während die einstige Adelsresidenz von der Feuersbrunst verschont blieb. Doch schon 1806 verkaufte die Witwe von Herrn Dr. Oetinger das Haus wieder, sodass in der Folgezeit die Eigentümer durch Verkäufe und Erbgänge immer häufiger wechselten.
In den 1850er Jahren richtete Georg Bantel im Erdgeschoss des Hauses eine Werkstatt ein und betrieb im ersten Stockwerk eine Weinwirtschaft, in der erwähnenswerterweise keine Polizeistunde galt, da diese durch ein noch aus Adelsbesitz stammendes Privileg aufgehoben wurde.
Als sich 1925 der Göppinger Geschichts- und Altertumsverein ins Leben rief, kam man dem Museum einen großen Schritt näher. Die historische Vereinigung sah ihre Aufgabe nämlich nicht nur in der Erforschung der Stadtgeschichte in Form von Vorträgen und Veranstaltungen, sondern setzte sich ganz bewusst die Aufgabe, ein "Stadt- und Bezirksmuseum" zu etablieren. 1931 wurde dieses Ziel erreicht, als in einigen Räumen der ehemaligen Handelsschule in der Grabenstraße das Göppinger Heimatmuseum seine Toren öffnete, zu dessen Ausstellungsschwerpunkten vor- und frühzeitliche Funde, Urkunden und Bilder zur Stadtgeschichte, kirchliche Kunstwerke sowie handwerkliche und bäuerliche Zeugnisse zählten.
Rasch wurde dann deutlich, dass eine räumliche Erweiterung von Nöten war, sodass 1938 die Stadt das ehemalige Liebensteinische Stadtschloss erwarb, um den historischen Sammlungen eine neue Heimat zu bieten. Doch die Kriegsumstände stellten den Ausbau und den Umzug abermals zurück, und ab 1942 musste das Vorhaben erstmal eingestellt werden.
Am 3. Juli 1949 öffnete die "erste Museumsneuschöpfung nach dem Krieg in Württemberg" im Storchen. Nur drei Monate später übereignete dann der Geschichts- und Altertumsverein seine bisher in Vereinsbesitz befindlichen Bestände der Stadt Göppingen. Unter diesen neuen Voraussetzungen wurde das Sammeln und Vermitteln von historischem Kulturgut verstärkt, und so konnten durch größere Neuankäufe die Sammlungen ständig erweitert werden.
Doch was hat es nun mit dem Namenszusatz "im Storchen" auf sich, wie das Museum im Volksmund liebevoll genannt wird? Dieses Rätsel lösen Sie selbstverständlich bei einem Besuch unserer Dauerausstellung.